- Vatikanische Konzile
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[v-], die nach ihrem Tagungsort, der Peterskirche im Vatikan, benannten Konzile der katholischen Kirche; nach der Zählung der katholischen Kirche das 20. und 21. ökumenische Konzil:1. Vatikanisches Konzil (Vaticanum I; 1869/70), von Pius IX. am 8. 12. 1869 eröffnet, am 20. 10. 1870 nach der Einnahme Roms durch italienische Truppen abgebrochen und auf unbestimmte Zeit vertagt. Insgesamt nahmen 774 stimmberechtigte Bischöfe und Ordensobere teil. Verabschiedet wurden die Konstitution »Dei Filius«, die im Sinne des Syllabus die katholische Lehre gegenüber den modernen Zeitströmungen (Rationalismus, Materialismus, Liberalismus u. a.) bekräftigte, und die Konstitution »Pastor aeternus«, in der der Primat des Papstes (Jurisdiktionsprimat) und die päpstliche Unfehlbarkeit (bei Entscheidungen ex cathedra) dogmatisiert wurden. Bereits vor der Konzilseröffnung hatten Gerüchte über eine geplante Dogmatisierung der Unfehlbarkeit zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Gegnern (u. a. I. von Döllinger sowie etliche deutsche Bischöfe) und Befürwortern (»Infallibilisten«) geführt. Die Entscheidung des Konzils wurde zwar im Nachhinein von sämtlichen Bischöfen anerkannt, blieb aber bis heute innerkirchlich umstritten. In Deutschland, Österreich und der Schweiz führte sie zur Gründung der Altkatholischen beziehungsweise Christkatholischen Kirche (Altkatholiken).2. Vatikanisches Konzil (Vaticanum II; 1962-65), von Johannes XXIII. am 25. 1. 1959 angekündigt und am 11. 10. 1962 eröffnet, ab 1963 von Paul VI. weitergeführt. 2 540 der 2 908 teilnahmeberechtigten Konzilsväter nahmen an der Eröffnung teil, im Durchschnitt waren etwa 2 000 Bischöfe und Ordensobere anwesend. Mehr als 200 Theologen (darunter H. Küng und J. Ratzinger) wurden als Berater (»Periti«) hinzugezogen. Ab der 2. Sitzungsperiode waren Laien, darunter auch Frauen, als Hörer zugelassen. Zahlreiche nicht mit Rom verbundene Kirchen entsandten Beobachter. Ziel des von Johannes XXIII. unter dem Leitmotiv des Aggiornamento einberufenen Konzils war die Erneuerung der Lehre und des Lebens der Kirche, verbunden mit der »Öffnung« der katholischen Kirche zur modernen Welt und der Neubestimmung ihres Verhältnisses zu den anderen christlichen Kirchen und den nichtchristlichen Religionen. Bis zur feierlichen Schließung des Konzils am 8. 12. 1965 waren in vier Sitzungsperioden (11. 10.-8. 12. 1962, 29. 9.-4. 12. 1963, 14. 9.-21. 11. 1964, 14. 9.-8. 12. 1965) 16 Texte debattiert und verabschiedet worden: vier Konstitutionen (über die Liturgie, die Kirche, die Offenbarung, Kirche und moderne Welt), neun Dekrete (über die Hirtenaufgabe der Bischöfe, den Ökumenismus, die katholische Ostkirchen, Dienst und Leben der Priester, die Priesterausbildung, das Ordensleben, die Mission, das Laienapostolat, die Medien) und drei Erklärungen (über die Religionsfreiheit, die nichtchristlichen Religionen, die Erziehung). Zu den bedeutendsten Ergebnissen des 2. Vatikanischen Konzils gehören die Liturgiereform, die Stärkung der Ortskirchen und der nationalen Bischofskonferenzen sowie die Öffnung gegenüber den nichtkatholischen Kirchen und nichtchristlichen Religionen. Die von Papst Paul VI. als Beratergremium eingesetzte Bischofssynode und die von ihm angeordnete Umgestaltung der römischen Kurie sind ebenfalls wichtige Auswirkungen. Neben der breiten Zustimmung, die das Konzil in der katholischen Kirche erfuhr, wurden in der Folgezeit auch kritische Stimmen laut, die entweder weitergehende Reformen erwartet hatten oder die Veränderungen als zu weitgehend ansahen (z. B. M. Lefebvre) und sich im Sinne des Traditionalismus für ihre Revision einsetzten.Vaticanum I:R. Aubert: Vaticanum I (1965);A. B. Hasler: Pius IX. (1846-1878),päpstl. Unfehlbarkeit u. 1. V. K., 2 Bde. (1977);A. B. Hasler: Wie der Papst unfehlbar wurde (1979);K. Schatz: Vaticanum I. 1869-1870, 3 Bde. (1992-94).Vaticanum II:Aktensammlungen: Acta et documenta Concilio Oecumenico Vaticano II apparando, 2 Serien, auf zahlr. Bde. ber. (Rom 1960 ff.);Sacrosanctum Oecumenicum Concilium Vaticanum II. Constitutiones, Decreta, Declarationes (ebd. 21966);Das Zweite V. K. Konstitutionen, Dekrete u. Erklärungen, hg. v. S. Brechter, 3 Bde. (1967-68);Acta Synodalia Sacrosancti Concilii Oecumenici Vaticani II, auf zahlr. Bde. ber. (ebd. 1970 ff.).Archivum historiae pontificiae (Rom 1963 ff.);J. Ratzinger: Das Konzil auf dem Weg (1964);Das Konzil war erst der Anfang. Die Bedeutung des II. Vatikanums für Theologie u. Kirche, hg. v. K. Richter (1991);Kleines Konzilskompendium. Sämtl. Texte des Zweiten Vatikanums, hg. v. K. Rahner u. H. Vorgrimler (261996);Gesch. des Zweiten V. K. (1959-1965), hg. v. G. Alberigo u. a., auf 5 Bde. ber. (1997 ff.).Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:Aggiornamento: Das zweite Vatikanische KonzilUnfehlbarkeit des Papstes: Das 1. Vatikanische Konzil
Universal-Lexikon. 2012.